Die Klangwelt ist seit Jahren ein Kulturlabel des Toggenburgs. Tausende pilgern jeweils ans Klangfestival, weil sie fasziniert sind vommusikalischen Zusammentreffen von Naturjodel und Alpsegen mit Musikkulturen aus Afrika und Asien. Auch Klangweg undKlangschmiede sind eine touristische Grösse. Es fehlt einzig das Klanghaus, von dem seit Jahren die Rede ist. Nun ist die Botschaft für den 28-Millionen-Bau in der Schlussphase. Laut Martin Klöti, Chef des Departements des Innern des Kantons St.Gallen, wird die Regierung das Projekt nicht vor Juni behandeln. «Bis dahin geben wir keine Informationen. Es ist entscheidend, dass die Kommunikation sehr sorgfältig läuft.»Man ahnt: Ein Kulturprojekt in Zeiten von Sparpaketen aufzugleisen ist nicht einfach. Klöti fordert denn gleich auch Unterstützung aus dem Toggenburg: «Für die Regierung ist es wichtig, dass das ganze Toggenburg hinter dem Projekt steht.»
SVP als Spielverderber?
Dass die Toggenburger wie aus einem Mund für das Klanghaus eintreten, dürfte allerdings unrealistisch sein. Mirco Gerig, Präsident der SVPKreispartei Toggenburg, sagt: «Nach jetzigem Stand der Informationen, aber auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen, sind innerhalb der SVP-Kreispartei verschiedene Exponenten gegen den Bau des Klanghauses.» Gerig bereitet es auch kein Bauchweh, sollte die SVP in eine Spielverderberrolle kommen: «Das Klanghaus wäre nicht das erste Projekt, bei dem die SVP als einzige Partei dagegen ist. Damit können wir leben.»
«Haben Klanghaus verdient»
Befürworter des Klanghauses gehen aber davon aus, dass die Opponenten iin der Minderzahl sind. Daniel Blatter, Geschäftsführer der Standortförderung Region Toggenburg, sagt: «Ich gehe davon aus, dass das Toggenburg grossmehrheitlich hinter dem Klanghaus steht. Es wird aber Gegner geben und dies verteilt über die gesamte Region.» Auch Gemeindepräsident Rolf Züllig, auf dessen Gemeindegebiet von Wildhaus-Alt St. Johann das Klanghaus geplant ist, sagt: «In der Standortgemeinde steht eine spürbare Mehrheit hinter dem Projekt.» Zugleich vermutet er: «Es wirduns nie gelingen, den ganzen Wahlkreis Toggenburg für das Klanghaus zu überzeugen. Aber wir sagen: Das oberste Toggenburg braucht diesen Wertschöpfungs-Impuls und hat ihn auch verdient.» Damit ist klar: Die Befürworter hoffen mit dem Klanghaus auf einen touristischen und wirtschaftlichen Aufschwung der Region. Der Kanton, so dürfte es die Botschaft vorsehen, investiert für den Bau der Architekten Marcel Meili und Markus Peter 28 Millionen Franken. 23 Millionen kommen aus dem Lotteriefonds, 5 Millionen Franken sollen private Mäzene beisteuern. Martin Klöti will die Werbetrommel bei der Suche nach diesen Geldern schlagen. Finanziell kommt ein jährliches Betriebsdefizit hinzu, bei dem von einer Summe von rund 400000 Franken die Rede ist. Die Realisierung des Klanghauses dürfte daher nicht nur im Toggenburg, sondern auch im Kantonsrat und der Volksabstimmung zu reden geben. «28 Millionen Franken für den Bau und dazu ein Betriebsdefizit sind viel Geld für eine Institution, deren Wertschöpfung für das Tal nicht absehbar ist», sagt Mirco Gerig. Und: «Klangwelt wie auch Klangweg gibt es ja schon. Beide sind einegute Sache und beliebt. Eher unwahrscheinlich ist jedoch, dass das Haus viel mehr Personen anzieht. Zumal diese Art Kultur nicht alle Leute anspricht.»
Strittiger Strassenplan
Blatter ist anderer Meinung. «Das Klanghaus ist ein Dach für die Klangwelt. Zudem setzt es einen Impuls fürdie Tourismusregion, und das Toggenburg bekommt ein kulturelles
Highlight.» So sieht das auch Züllig: «Kultur ist keine Geldmaschinerie, aber mittelfristig wird das Klanghaus das Image des Toggenburg entscheidend positiv beeinflussen.» Zudem lassen sich Alternativen nicht einfach aus dem Ärmel schütteln. «Den Gegnern des Projekts sage ich: Einfach Nein sagen ist noch kein Programm. Sie müssten schon eigene Wertschöpfungsprojekte in die Diskussion einbringen, um zu überzeugen.» Züllig wie Blatter sehen aber auch Punkte, welche die toggenburgische Solidarität gefährden. So muss klar sein, wer das Betriebsdefizit zahlt. Züllig: «Der Kanton ist für das Klanghaus verantwortlich. Ein Betriebsdefizit wird nicht an der Standortgemeinde hängenbleiben.» Weiter stehen heikle raumplanerische Entscheide an: Die Wildhauser Stimmbürger entscheiden über Teilzonenplanänderung, Gestaltungsplan und Strassenplan.
Afrika im Toggenburg
Der Musiker und Klangwelt-Initiant Peter Roth ist aber optimistisch: «Wenn die Botschaft auf dem Tisch liegt, wird nach einer Zeit des langen Atems ein Ruck durch die Bevölkerung gehen: Endlich kommt das Klanghaus.» Martin Klöti sieht im Kulturprojekt weit mehr als ein Gefährt für den touristischen Aufschwung: «Es ist nicht einfach ein regionales Musikprojekt. Im Klanghaus lebt eine Musikkultur des Alpenlandes, die Verbindungen zu Afrika und Asien hat.» Für ihn ist das Klanghaus «ein Projekt mit nationaler Ausstrahlung und gesellschaftspolitischer Bedeutung in einer globalisierten Welt.» Er freue sich, als vehementer Befürworter für das Klanghaus einzutreten.